«Das ist eine prägende Zeit»

Ebikon, 17. Dezember 2021 – Jetzt ist es da: Sascha Inderbitzin und Ulrike von Blarer haben zusammen ein Buch geschrieben – über die Ernährung während der Schwangerschaft und den ersten beiden Babyjahren.

Die ersten 1000 Tage für Mama, Papa & Kind

Sascha Inderbitzin Türler und Ulrike von Blarer Zalokar haben ihre Kinder bzw. Enkelkinder nach Prinzipien und Erkenntnissen ernährt, die sie in diesem Buch erklären: «Die ersten 1000 Tage für Mama, Papa und Kind», erhältlich: www.heilpraktikerschule.ch/shop.

Sascha, warum sind die ersten 1000 Tage so wichtig?

Die ersten 1000 Tage sind für mich die wichtigsten, um dem Kind, also dem noch ungeborenen Wesen, die bestmögliche Grundlage fürs Leben zu schenken. Das Kind wird mit dem vorgeburtlichen Qi genährt und bekommt eine Grundsubstanz geschenkt, von der es sich weiter nähren kann. Auch nachgeburtlich sind die ersten beiden Jahre von grosser Bedeutung, denn hier setzt man einen Meilenstein, um Nahrungsmittel zu lieben oder nicht.

Inwiefern einen Meilenstein?

Ja, in diesen zwei Jahren ist man als Eltern noch der Fütterer. Das ändert sich danach sehr schnell. Ein Kind isst in den ersten zwei Jahren, wenn es hungrig ist, praktisch alles. Klar gibt es Sachen, die es nicht mag und das respektiere ich auch. Aber man muss unterscheiden lernen, ob es einfach Lust und Laune ist oder eine innerliche Abneigung. Demzufolge bietet diese Zeit die Chance, möglichst ausgewogene und gesunde Mahlzeiten kennenzulernen. Danach, wenn die «Ich-Entwicklung» und die «Nein-Phase» beginnen, ist es schwieriger.  

Du bist dipl. TCM-Therapeutin, sogar Master of Science in Ernährungswissenschaften, hast Erfahrung in klinischer Ernährung in verschiedenen Spitälern — hattest du selber neue Erkenntnisse während des Schreibens, gab es Überraschungen?

Ja, sogar sehr viele. Ich habe mich bewusst mit den einzelnen Studien auseinandergesetzt und nicht alles Geschriebene und das, was ich gelernt habe, als bare Münze genommen. Ulrike und ich haben alles genau analysiert, gekocht, probiert und viel diskutiert, was die ganze Arbeit sehr beflügelt hat. Da ich in derselben Zeit schwanger wurde, habe ich das Geschriebene grad 1:1 umsetzen können. Und als meine wunderbare Tochter geboren war, war sie unser gesundes «Versuchs-Baby», was sich als grosser Erfolg herausstellte.

Das funktionierte also?

Ja, ich kann bestätigen, dass es umsetzbar ist, auch wenn es nicht immer einfach ist oder besser gesagt, viel Zeit und Durchhaltevermögen verlangt werden. Ich sage nur: Es hat sich gelohnt, denn es ist eine prägende Zeit, von der man danach ernten kann.  

Du sagst, du hast dein Kind nach diesem Buch ernährt – hast du noch einen Tipp?

Genau, ich habe meine Tochter genau nach diesem Buch ernährt und es hat sehr gut geklappt. Und ja, es gibt einige Tricks, die wichtig sind, wenn man zum Beispiel neue Nahrungsmittel einführt. Ein hungriges Kind ist viel weniger wählerisch und offener als ein gesättigtes Kind. Wenn das Kind also hungrig ist, isst es neue Nahrungsmittel mit grossem Genuss. Klar, keine Regel ohne Ausnahme.  

An wen richtet sich das Buch? Auch an Leute, die von Westmedizin bzw. TCM keine Ahnung haben?

Ja, wir haben versucht, dieses Buch so zu schreiben, dass auch Mamas und Papas ohne Westmedizin- bzw. TCM-Kenntnisse den Inhalt verstehen und nachvollziehen können. Es ist vor allem für Interessierte, die sich mit der Ernährung für ihr Kind auseinandersetzen möchten und sich auch die Mühe geben, was zu lernen und dies umzusetzen.

Was sagst du zu Fertigfläschchen?

Das ist natürlich viel einfacher und auch schneller, genauso wie ein fertiger Gläschenbrei. Aber die Fütterung eines Kindes ist auch eine schöne Zeit, da es die Bindung zwischen Mutter bzw. Vater und Kind fördert. Auch die ganze Bereitstellung und das Kochen kann zusammen mit dem Kind gemacht werden, was das Interesse des Kindes weckt. Es nimmt vieles wahr. Und auch die Offenheit, etwas Neues auszuprobieren, ist sehr bereichernd. Das ist in allen Belangen wertvoller, als wenn man einfach eine Mikrowellen-Fertignahrung hinstellt. Auch das Essen miteinander ist ein wichtiger Bestandteil des ganzen Erlernens, um eine gute, gesunde und ausbalancierte Ernährungsweise anzustreben.  

Wie war die Zusammenarbeit mit Ulrike?

Sehr inspirierend, abwechslungsreich, lehrreich und eine unvergessliche Zeit. Dieses Buch ist über mehrere Jahre entstanden, somit konnten wir die verschiedenen Phasen immer wieder zusammen ausprobieren und miterleben. Wir haben uns mit unserem Wissen ergänzt und sehr beflügelt, sodass Schreiben und Kochen immer Spass machten.

Was war deine Motivation, dieses Buch zu schreiben?

Ich habe ja über zehn Jahre bei einem grossen Lebensmittelkonzern gearbeitet. Da war ich Nutrition-Marketing-Managerin im Bereich Babyfood. Ich wusste also sehr genau, wie die Produkte hergestellt wurden und was sie drin haben. Als ich das sah und spürte, war für mich sonnenklar, dass ich meinem Kind keine Fertigprodukte auftischen werde.

Keine Fertigprodukte also…

… ja, auch aus Sicht der chinesischen Medizin war mir klar, dass in solchen Nahrungsmitteln kein Qi mehr vorhanden ist. Vor allem, wenn das Kind zu allen Mahlzeiten Fertigprodukte erhält. Meine Sichtweise änderte sich, als ich die beiden Fachrichtungen miteinander kombinierte und die Nahrung nicht mehr nur «quantitativ», sondern auch «qualitativ» zu betrachten anfing.

Was bedeutet es, die Nahrung qualitativ zu betrachten?

Die Nahrung qualitativ zu betrachten, heisst, dass die Lebensmittel durch möglichst wenige Prozesse gegangen sind – möglichst naturgetreu und biologisch also. Zum Beispiel beim Zucker, da gibt es verschiedene Arten: Der weisse Zucker hat ausser Glukosemoleküle, die in Form von Saccharose zusammen sind, nichts mehr drin. Der Zucker wurde zudem gebleicht. Roh-Rohrzucker hat auch Glukosemoleküle, beinhaltet aber auch noch die Melasse, die dem Zucker die braune Farbe verleiht und Mineralstoffe wie zum Beispiel Calcium und Magnesium. Wenn man auf ein fertiges Nahrungsmittel greift, schaue ich immer auf die Zutatenliste – keine Konservierungsstoffe, die synthetisch sind oder Farbstoffe, die nicht notwendig sind. Desto kürzer die Zutatenliste und umso natürlicher die einzelnen Zutaten sind, umso qualitativ hochwertiger ist die Nahrung.

Du warst auf Weltreise – hat dich diese Reise verändert?

Ja, unsere zweijährige Weltreise hat mich definitiv verändert. Auch meine Sichtweise auf die Zeit und Wahrnehmung. Zum Beispiel, wie schnell ein Kind gross wird und gedeiht, selbstständig und eigenständig wird. Als Sophia ein Baby war, lernte sie zu experimentierten, was neue Nahrungsmittel sind. Sie genoss das auch und es war schön, diese Erfahrung mit ihr voll und ganz miterleben zu können. Darüber bin ich sehr froh.

Und diese Erfahrung teilst du nun im Buch?

Genau, das habe ich im Buch festgehalten, natürlich zusammen mit Ulrike, die ja diese Erfahrung auch mit ihren Enkelkindern gemacht hat. Das war für uns beide sehr intensiv und lebendig. Ebenfalls wurde mir auf der Reise bewusst, wie wichtig es ist, dass das Fundament stimmt.

Wie meinst du das?

Ja, unsere Sophia isst praktisch alles. Nur so war es auf der Weltreise möglich, überall essen zu können und die verschiedenen Kulturen hautnah zu erleben. Über das Essen und die Nahrungsmittel definiert sich auch eine Kultur. Wenn man das gleiche isst, schmeckt und probiert, schätzen das die Einheimischen. Wir haben innerhalb dieser Zeit 18 verschiedene Länder bereist und durch die Anpassung an die Ernährungskultur vieles gelernt – schätzen gelernt. Wir haben praktisch alles gemieden, was nicht zur Kultur des Landes gehörte. Und somit haben wir uns immer an diejenige Kultur angepasst und genauso gelebt.

Danke für das Gespräch, Sascha.

Gern.

 

Fragen an Ulrike

Ulrike, du hast ja schon einige Bücher veröffentlicht – was bedeutet dieses neue Buch für dich?

Viel! Es ist ein Herzensprojekt. Meine Enkelkinder waren in diesem Alter, als wir das Buch schrieben, und auch die StudentInnen wollten immer wieder Genaueres darüber wissen.

Weshalb?

Ich denke ganz allgemein: Junge Mütter wollen doch nur das Beste für ihren Nachwuchs und vor allem wollen sie möglichst nichts falsch machen. Diese Ambitionen sind sehr gross. Ich bin der Meinung, wenn gesunde junge Menschen sich auf dem Planeten tummeln sollen, dann liegt der Beginn der bewussten Ernährung bereits direkt nach der Zeugung. Und eben: Nahrungszufuhr ist Leben.

Was hat dich am meisten beeindruckt oder vielleicht überrascht während des Schreibens?

Beeindruckt hat mich, dass wir zwei Frauen nebst unserem riesigen Pensum auch noch im Stande waren, so ein Buch zu produzieren.

Sascha und du – ein gutes Team?

Ja klar, wir sind ein super Team. Wir haben uns von Mai 2012 bis August 2017 wöchentlich für einen Tag zur Buchproduktion getroffen. Ausserdem sind wir gemeinsam mit unseren Partnern und Saschas kleiner Tochter Sophia in Urlaub gegangen, haben gekocht, ausprobiert, Blutzuckermessungen gemacht, Rezepte kreiert, Nahrungsmittelinhalte studiert, recherchiert, am Buch geschrieben und verschiede Tabellen erstellt. Ich würde sogar sagen, wir alle waren ein Traum-Team.

Danke, Ulrike.

 

Das Buch ist in unserem Online-Shop erhältlich.

Foto von Sascha Inderbitzin Türler

Sascha Inderbitzin Türler: über zehn Jahre war sie Babyfood-Managerin in einem Grosskonzern, seit da ist ihr klar, was sie ihrem Kind auftischen will, und was nicht. Sie war zwei Jahre auf Weltreise, ist dipl. Naturheilpraktikerin TCM und hat einen Master of Sciene in Ernährungswissenschaften. Ihre Website: https://saschainderbitzin.com/

Foto von Ulrike von Blarer Zalokar

Ulrike von Blarer Zalokar ist Heilpraktikerin für TCM und TEN, spezialisiert auf Phytotherapie und Diätetik West-TCM. Sie liebt es, zu kochen und zu schreiben, hier sind ihre bereits veröffentlichten Bücher: https://www.heilpraktikerschule.ch/shop

 

 

 

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