«Ein Alleskönner»

Ebikon, 30. November 2022 – Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Anis und Sternanis? Wann hilft der eine, wann der andere? Eine kleine Recherche mit Tipps von Ulrike von Blarer, Schulleiterin und Expertin für Phyto- und Diätetik West-TCM und Nina Kocher, Naturheilpraktikerin TEN.

Die Aromatherapie nutzt die ätherischen Öle des Sternanis bei Angstzuständen – sie sorgen für Entspannung und Geborgenheit. Bild: Pixabay

Es wird wieder kälter, und der Duft von Glühwein und Punsch und weihnachtlicher Vorfreude liegt in der Luft. Da passt der Anis mit seinem aromatischen Geschmack und den wärmenden Eigenschaften sehr gut in diese Zeit – und die feinen, luftigen Anisstangerl erst recht. Das Rezept ist im Backbuch «Essenz aus der Backstube» von Ulrike von Blarer, hier im Shop das Buch und auf Therapeutika das Rezept.

Anis, als Weihnachtsgewürz bekannt, hat auch in der Hausapotheke einiges zu bieten. Zu unterscheiden sind der Anis, Pimpinella anisum, und der Sternanis, Anisum stellatum; beide sind sie aus unterschiedlichen Pflanzenfamilien.

In ihren Wirkweisen sind Anis und Sternanis ähnlich, wobei der Sternanis im Geschmack leicht schärfer und der Anis süsslicher ist.

Zu Heilzwecken werden beide eingesetzt: in der Diätetik als Gewürz in verschiedensten Gerichten und Süssspeisen, in der Phytotherapie als Tinktur und Tee und in der Aromatherapie als ätherisches Öl.

Hier einige Gedanken und Anwendungen von Anis und Sternanis.

Anis – Pimpinella anisum

Der Anis ist aus der Familie der Doldenblütler und stammt vermutlich aus dem östlichen Mittelmeergebiet. Durch die Benediktinermönche kam das Gewürz nach Mitteleuropa. Es ist sowohl in der Küche als Gewürzzutat beliebt, wie auch in der Phytotherapie als Heilmittel. – Und auch in alkoholischen Getränken taucht Anis-Aroma auf: Pastis, Raki, Absinth, Sambuca.

Die Naturheilkunde nutzt die aromatisch riechenden Anissamen. Diese beinhalten 2-6% ätherische Öle mit dem Hauptbestandteil trans-Anethol, das für Geruch und den Geschmack verantwortlich ist. Die ätherischen Öle des Anis haben vor allem blähungs- und gärungswidrige, krampflösende und stimulierende Wirkung auf die Verdauung – und einen positiven Einfluss auf die Atemwege. Sie wirken schleimlösend bei Erkältungen und sogar hustenreizmildernd. Es ist nachgewiesen, dass ethanolische Extrakte des Anis eine Erweiterung der Bronchialwege herbeigeführt haben (Heilpflanzenpraxis heute, 2012).

Damit Anis seine Wirkung entfaltet, zum Beispiel einfach zwei, drei Tropfen ätherisches Anis-Öl auf einen Duft-Stein oder in die Duftlampe geben – und schon verbreitet sich der frisch-süssliche Duft mit seiner keimtötenden Wirkung.

Vorsicht: Anis während der Schwangerschaft und bei Allergie gegen Anethol nicht verwenden.

Sternanis – Anisum stellatum

Der Sternanis kommt aus der Familie der Sternanisgewächse, ursprünglich aus Südchina und Nordvietnam. Heute wird er in Südeuropa, Türkei, Asien und Südamerika kultiviert.

Die Sternanisfrucht beinhaltet 5-9% ätherische Öle.

Die chinesische Medizin nutzt Sternanis als Tee oder Pulver. Gemäss TCM erwärmt er die Verdauung, tonisiert das Yang und er löst sogenannten Schleim-Kälte-Husten auf.

Vorbeugend zu Grippe und Erkältung hat Ulrike von Blarer, Gründerin und Inhaberin der Heilpraktikerschule und Mitglied der Schulleitung, auch einen natürlichen Sternanis-Tipp.

Probieren Sie den Sternanis-Tee in einer ruhigen Minute aus:

1 TL zerkleinerten Sternanis, 1 TL zerkleinerte Zimtstange, 1 Stk. Zitronenschale mit 200 ml heissem Wasser aufgiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, mit etwas Honig süssen. Davon mehrere Tassen über den ganzen Tag verteilt trinken.



Ulrike von Blarer Zalokar, Schulleiterin und Autorin: zum Beispiel des 5-Elemente-Backbuches «EssenZ aus der Backstube» oder des Jubiläumsbuches «Baldrian macht munter» . Foto: Christoph Schumacher

Sternanis hilft zudem bei Blähungen, Völlegefühl und leichten Krämpfen. Er regt die Verdauungssäfte an und ist oft Inhalt in Magen-Darm-Tees. Viele trinken Sternanis-Tee in Kombination mit Fenchel und Kümmel.

Eine witzige Entdeckung hierzu: Im Chinesischen ist der Sternanis auch als «achthörniger Fenchel» bekannt und der Anis heisst übersetzt auch «süsser Kümmel».

 
«Ein Alleskönner», sagt Nina Kocher, TEN-Ressortleiterin. «Er wärmt von innen, befeuchtet und wirkt krampflösend.»

Nina Kocher-Kohler ist Naturheilpraktikerin TEN. Auch sie kennt Sternanis als Heilmittel. Die Wirkungen aus Sicht der TEN sind ähnlich wie in der chinesischen Medizin: wärmend und befeuchtend. Ein richtiger Klassiker sei er in ihren Behandlungen jedoch nicht, so Nina Kocher. «Vielleicht zu Unrecht», meint die TEN-Dozentin, «denn er ist ein Alleskönner». Nina Kocher kennt Sternanis vor allem auch aus der Aromatherapie. Der Duft löse Ängste und sorge für mehr Ruhe und Entspannung.

Scharf vs. süss

Anis und Sternanis sind zwar im Geschmack sehr ähnlich, sie stammen aber aus unterschiedlichen Pflanzenfamilien. Sternanis schmeckt intensiver, würziger und schärfer – hier wird die ganze Sternfrucht verwendet. Anis schmeckt eher süsslich und es werden nur die Samen als Gewürz verwendet.

Anis und Sternanis, also

Sind in ihrer Wirkung nicht so verschieden. Anis wird aber z.B. spezifisch auch bei psychischen Problemen wie Schlaflosigkeit, stressbedingter Unruhe, kreisenden Gedanken und Palpitationen eingesetzt. Sternanis nicht. Beide helfen bei Erkältung und Verdauungsbeschwerden.

 

Auf der Datenbank Therapeutika gibt es mehr Hintergründe zum Anis pimpinella anisum und zum Sternanis Anisum stellatum.

Quelle: Heilpflanzenpraxis heute – Band 1: Arzneipflanzenporträts, 2012, Siegfried Bäumler, 2. Auflage, Verlag: Urban & Fischer, München.

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